Geschichte des Essig

Hätten Sie gewusst, dass Essig die Limonade der Antike war? Oder, dass Kleopatra mithilfe von Essig eine Wette gewann? Die Geschichte des Essigs ist keineswegs langweilig. Lesen Sie weiter!

Essig gilt als das älteste Würzmittel der Welt. Seine Geschichte lässt sich über mehrere Jahrtausende zurückverfolgen. So wurde er beispielsweise schon 6000 Jahre vor Christus von den Babyloniern und den Ägyptern zur Konservierung ihrer Jagdbeute verwendet. Während die Inder und die Chinesen Wein an der Luft zu Essig vergären ließen, tranken die Ägypter Hequa, das war saures Bier.

Die Phönizier erfrischten sich mit Shekar einem Getränk aus Apfelessig und die Römer der Antike füllten ihren Legionären Posca in die Feldflasche, ein Getränk aus Essig und Wasser. Auch als Heilmittel ist die saure Flüssigkeit schon lange bekannt. Schon 1000 nach Christus versuchten Ärzte, durch Essigeinreibungen Krankheiten auszutreiben. Im Mittelalter wurde Kräuteressig als Heilmittel verwendet.

Noch im 18. Jahrhundert wurden medizinische Behälter und Geräte mithilfe von Essig gereinigt und desinfiziert. Gleichzeitig galt er als beliebtes Konservierungs- und Würzmittel. Alle diese Verwendungsmöglichkeiten sind bis heute erhalten geblieben. In ländlichen Gegenden Osteuropas wird Essig noch immer gerne getrunken. Er dient noch immer als Marinade oder würzige Salatsoße und die Naturheilkunde macht sich seine desinfizierende Wirkung auch heute noch zu Nutzen.

Historisches über Essig

Das anfängliche Zufallsprodukt erlangte im Laufe der Geschichte eine immer größere Bedeutung. Jedes Volk wusste andere Eigenschaften des natürlichen Allroundtalents zu nutzen. Von der ägyptischen Königin Kleopatra ist beispielsweise eine Anekdote überliefert, in der sie die zersetzende Wirkung der Essigsäure ausnutzte und eine Wette gewann:

Kleopatra stellte die Behauptung auf, dass sie alleine eine Mahlzeit im Wert von einer Million Sesterzen verzehren könne. Das trauten die Untertanen nicht einmal ihrer Königin zu, denn für eine Million Sesterzen musste zur damaligen Zeit ein Ägypter fünf Jahre arbeiten.

Doch Kleopatra vollbrachte das Wunder: Die Pharaonin legte zu Beginn der Mahlzeit Perlen im Wert von einer Million Sesterzen in Essig ein. Die Essigsäure tat ihre Wirkung und löste die Perlen auf. So konnte die Königin die teure Flüssigkeit trinken und ihre Wette gewinnen.

Auch zur Kreuzigung Jesu Christi gibt es eine Geschichte, die erkennen lässt, dass Essig schon damals bekannt und beliebt war. So ist überliefert, dass die Soldaten dem dürstenden Jesus am Kreuz einen in Essig getränkten Schwamm reichten. Diese Geste wurde zwar später häufig als Verhöhnung ausgelegt. Das ist aber falsch.

Denn Essigwasser galt zur Zeit Christi als Erfrischungsgetränk. Es war also eine Geste der Nächstenliebe, die die römischen Soldaten Jesus zukommen ließen.

Doch leider kann nicht nur Gutes vom erfrischenden Durstlöscher berichtet werden. Weil nämlich die früheren Essgeschirre aus Blei gefertigt waren, zogen sich viele Römer eine Bleivergiftung zu. Essig reagiert mit Blei und es entsteht das hochgiftige Bleiacetat. Dieses Reaktionsprodukt kostete zahlreiche Römer das Leben.

Essig

Entstehung von Essig

Wikipedia definiert Essig als ein "sauer schmeckendes Würz- und Konservationsmittel, das durch Fermentation alkoholhaltiger Flüssigkeiten mit Essigsäurebakterien hergestellt wird". Wer nun meint, dass bereits die alten Römer oder Griechen diese Definition kannten, der hat weit gefehlt.

Denn erst im 19. Jahrhundert, um genau zu sein im Jahr 1864 fand der französische Chemiker Louis Pasteur heraus, dass Bakterien für die Essigbildung verantwortlich sind. All die vielen Jahre zuvor überließen die Menschen die Bildung von Essig dem Zufall. Bei der heimischen Produktion ließ die Hausfrau einen Krug mit Bier oder Wein so lange an der Luft stehen, bis das alkoholische Getränk sauer war.

Es gab eigens dafür angefertigte Essigtöpfe aus glasiertem Ton, die noch heute als Antiquitäten zu haben sind. Häufig lässt sich ihr Verwendungszweck an der von der Essigsäure angegriffenen Glasur noch deutlich erkennen. Mittlerweile wurde die Entstehung des Essigs jedoch gründlich erforscht und es gibt sogar mehrere Verfahren, um Essig herzustellen.

Es wird unterschieden zwischen dem Orléans-Verfahren, das auch Oberflächenverfahren genannt wird, dem Schnellessig- oder Generatorverfahren und dem Submersverfahren. Alle drei Alternativen zur Essigherstellung werden von der Industrie eingesetzt. Wer zu Hause seinen eigenen Essig kredenzen möchte, wendet noch immer eine Methode an, die an die Essigherstellung früherer Zeiten erinnert.

Da mittlerweile jedoch bekannt ist, unter welchen Bedingungen Essigbakterien ihr Werk vollbringen, lässt sich die lange Wartezeit ein wenig verkürzen. Und auch Misserfolge halten sich in Grenzen. Allerdings ist für die Herstellung der sauren Würzmarinade noch immer viel Geduld notwendig. Mehr über die Eigenproduktion erfahren Sie auf der Seite Essigherstellung

Essig als Heilmittel

Während im Mittelalter mithilfe von Essig die Pest vertrieben werden sollte, und auch die Ärzte ihre Gerätschaften mithilfe der Würzflüssigkeit desinfizierten, findet die Essigsäure heute hauptsächlich in der Naturmedizin Anwendung. Denn, dass die saure Flüssigkeit eine desinfizierende Wirkung aufweist, lässt sich nicht abstreiten.

Aber auch bei Verdauungsbeschwerden kommt sie zum Einsatz. Bei Halsschmerzen kann Essig helfen und gegen eine erhöhte Körpertemperatur lässt sich die Würzmarinade ebenfalls anwenden:

  • Gleich zwei Fliegen können Sie mit einem Glas Essigwasser vor der Mahlzeit schlagen. Um der Leber beim Entgiften zu helfen und außerdem Verdauungsschwierigkeiten vorzubeugen, geben Sie einen Esslöffel Apfelessig ins Glas und füllen Sie mit 200 Millilitern Mineralwasser auf. Rühren Sie einmal gut durch, und fertig ist der Verdauungstrank. Weitere Wirkungen dieses Trankes erfahren Sie auf der Seite Apfelessig trinken
  • Für Essigwickel benötigen Sie einen Liter kaltes Wasser, einen Esslöffel Essig, ein Geschirrtuch und ein großes Handtuch. Zuerst gießen Sie das Wasser in eine Schüssel. Dann fügen Sie den Essig hinzu und rühren einmal kräftig um. Anschließend tauchen Sie das Geschirrhandtuch in die Schüssel, wringen es aus, und legen es auf die zu behandelnde Stelle. Fixieren Sie den Essigwickel mit dem großen Handtuch. Wenn sich der Wickel auf Körpertemperatur erwärmt hat, muss er erneuert werden. Essigwickel sollen gegen Fieber und Halsschmerzen ebenso helfen, wie gegen Blähungen und Völlegefühl.
  • Eine weitere Möglichkeit, um mithilfe von Apfelessig Fieber zu senken, sind Essigsocken. Stellen Sie dazu eine Lösung aus fünf Teilen kaltem Wasser und einem Teil Apfelessig her. Tauchen Sie ein Paar Baumwollsocken in die Essiglösung und wringen Sie sie anschließend aus. Ziehen Sie die Socken über und packen Sie Ihre Füße gut ein. Um die Körpertemperatur zu senken, lassen Sie den sauren Umschlag eine Stunde wirken.
  • Die entzündungshemmende Wirkung von Essig können Sie sich bei einem Sonnenbrand zunutze machen. Mischen Sie für einen kleinen Sonnenbrand einen halben Liter kaltes Wasser mit einer halben Tasse Apfelessig. Für einen großen Sonnenbrand verwenden Sie die doppelte Menge. In das Essigwasser tauchen Sie ein sauberes Baumwolltuch und legen es anschließend auf den Sonnebrand. Lassen Sie das natürliche Heilmittel einige Minuten einwirken. Das Hausmittel kühlt und desinfiziert gleichzeitig. Sie beugen Entzündungen vor.
  • Auch gegen Haut- und Fußpilz können Sie vorgehen. Geben Sie dazu den Essig unverdünnt auf einen Wattepad und betupfen Sie die betroffene Stelle dreimal täglich.

Essig als Hausmittel

Mit der heilenden Wirkung ist das weite Spektrum der Einsatzmöglichkeiten noch lange nicht beendet. Denn die saure Flüssigkeit ist ein wahrer Tausendsassa. Wer umweltbewusst und gesund leben möchte, sollte immer ausreichend Essig im Hause haben. Von der Körperhygiene über die Kosmetik, bis hin zur Konservierung, zum Würzen, zur Reinigung und zur Schädlingsbekämpfung lässt er sich einsetzen:

  1. In der Küche verwenden Sie die saure Flüssigkeit zur Veredelung von Salaten und Soßen. Sie können einen Edelessig als Aperitif reichen. Sie zaubern mit Rotweinessig eine leckere Marinade für Fleisch oder Fisch. Und Sie konservieren Gürkchen und Zwiebelchen im Essig als Mixed-Pickles.
  2. Als Reinigungsmittel eignet sich schon der preiswerte Branntweinessig. Sie können ihn zur Beseitigung von Schweißflecken aus dem T-Shirt benutzen. Oder Sie verwenden ihn zur Entfernung hartnäckiger Rotweinflecken.
  3. Als Fensterreiniger vermischen Sie den Essig mit Wasser und das streifen- und schlierenfreie Putzen geht Ihnen flott und problemlos von der Hand.
  4. Zur Desinfektion des Fußbodens wird die saure Flüssigkeit zusätzlich zum milden, umweltfreundlichen Reiniger ins Putzwasser gemischt.
  5. Befinden sich Stock- und/oder Schimmelflecken an der Wand, waschen Sie den Pilz mit Essigwasser ab. Durch die desinfizierende Wirkung der Würzflüssigkeit verhindern Sie, dass sich der Schimmel weiter ausbreiten kann.
  6. Ist der Abfluss in der Küche oder im Badezimmer verstopft, können Sie ebenfalls zum preisgünstigen Branntweinessig greifen. In Zusammenwirkung mit Natron und Wärme löst er selbst hartnäckige Kalkablagerung ohne, dass Sie durch chemische Mittel die Umwelt belasten müssten.
  7. Auch bei diversen Küchengeräten, wie beispielsweise dem Wasserkocher oder der Kaffeemaschine, erweist Ihnen die saure Salatwürze gute Dienste. Denn auch hier entkalken Sie mithilfe von Essig schnell und umweltfreundlich.
  8. In der Körperhygiene gehen Sie gegen Pickel und unreine Haut mit Apfelessig vor. Tragen Sie ihn mithilfe eines Wattepads auf die betroffenen Stellen auf. Die Essigsäure trocknet einerseits die fettige Haut aus und beugt außerdem durch ihre antibakterielle Wirkung Entzündungen vor.
  9. Wer seine Haarpracht hauptsächlich mit basischen Shampoos reinigt, sollte auf die Spülung mit Apfelessig nicht verzichten. Denn die saure Rinse rückt den pH-Wert Ihrer Kopfhaut wieder ins Lot.
  10. Und auch gegen Blattläuse im Garten oder an den Zimmerpflanzen können Sie das Allroundtalent wirksam anwenden. Dazu mischen Sie zehn Liter Wasser mit einem Liter Essig und gießen mit dem Hausmittel die befallenen Pflanzen. Zusätzlich besprühen Sie die Blätter der Pflanzen mit dem Essigwasser von allen Seiten. Schon bald dürfen Sie sich über Besserung freuen.

Auch wenn vor 8.000 Jahren noch nicht so viele Einsatzmöglichkeiten von Essig bekannt waren, steht doch einwandfrei fest: Was unsere Vorfahren schon wussten, hat bis heute seine Gültigkeit behalten. Essig, das Allroundtalent überzeugt mit seiner heilenden, konservierenden, reinigenden und geschmacksveredelnden Wirkung und ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.